Konya - Heilige Stadt

märz 29, 2008, die krankenstation

















konya, gar nicht für einen längeren aufenthalt eingeplant, wird für uns zur krankenstation. ein fehler war es, den ratschlag des freundlichen apothekers in göreme nicht befolgt zu haben, nämlich wegen verdacht auf bakterielle infektion einen arzt zu konsultieren. die rückfahrt nach konya, in beschwerdefreiem zustand gestartet - was wollten wir eigentlich in der apotheke? schmerzmittel und durchfallarznei - gerät im laufe der fahrt zu einer einzigen quälerei für maria. unerträgliche kopfschmerzen, starke bauchschmerzen, ein immer heißer werdenden kopf, der auf fieber hindeutete und zu guter letzt die sorge über ihren zustand und die angst, dass wir es rechtzeitig zu einem arzt schaffen würden, denn mittlerweile war klar, dass wir diesen dringend benötigten.
nicht lange, nachdem wir die innenstadt konyas erreichen, fahren wir ganz zufällig an der rettenden ambulanz vorbei und klären nach kurzem englisch und deutsch-palaver die situation. schon der anblick des gebäudes, die gespräche über ihre zustand und erst recht die aussicht auf die untersuchung haben eine eklatante verbesserung ihres krankheitsbildes bewirkt ! ich bin schon fast geneigt, wieder ins auto zu steigen, denn sie lacht jetzt wieder, fühlt sich gesund und überhaupt ... doch wir ziehen das jetzt durch, sie lässt sich verschiedene medikamente veschreiben und obendrauf bestätigen, dass verdacht auf salmonellenvergiftung besteht, jedenfalls ist sie bakteriell infiziert und muss ruhen und sich erholen.
die hotelsuche geht zum glück problemlos vonstatten, da wir von einem netten jungen motorradfahrer vor dem krankenhaus bei der ercherche im reiseführer beobachtet werden, lotst er uns zum nächst liegenden haus. das selcuk hotel ist ein besseres haus, passend für die genesende patientin, die es ja auch komfortabel haben soll und sich dabei wohl fühlen möchte. unseren reiseplan werden wir sicher ändern müssen, wie lange wir uns hier aufhalten werden bleibt vorerst offen, 2 nächte sind es in jedem fall.
doch konya ist kulturgeschichtlich nicht uninteressant, als altes handelszentrum und späteres religiöses zentrum, gilt es moscheen, klöster und museen zu besuchen. am abend streune ich ein wenig durch die gegend um etwas essbares zu suchen. das essen ist nicht der rede wert, doch erstaunlicherweise findet sich selbst hier, in dieser strengen religiösen stadt, ein alkohol-shop, der alles wünschenswerte breit hält für das herz des trinkers, ich erstehe 2 flaschen türkisches bier, der marke efes. marias zustand ist nicht mehr besorgniserregend, aber nahrungsaufnahme und verdauung lassen sehr zu wünschzen übrig, sie muss noch kräftiger werden, sie muss die zugeführte nahrung behalten !

märz 30, 2008, der derwischorden

das frühstück stammt von einem großen buffet, doch maria trinkt nur tee. nachdem wir mit dem auto die tickets für die kommende zugfahrt besorgen, beabsichtige ich mich dem kloster, vielmehr dem museum des mavlana zu widmen, der gründer dieses derwischordens - Mevlânâ Jalâluddîn Rûmî - liegt hier begraben, was den ort zu einer herausragenden kultstätte, ja zu einem wahlfahrtsort macht. die armen gläubigen muslime haben es nicht leicht in der türkei ! der orden ist durch mustafa kemal atatütk, dem ersten präsidenten der türkischen republik, verboten worden und das kloster wurde in ein museum umgewandelt. das tut der besucherschar zwar nicht den geringsten abbruch, aber die religiösen rituale, die kultstätten und -tänze dürfen eben nicht mehr zu kultzwecken, sondern nur noch zur schau für uns touristen erhalten und zelebriert werden. wir haben das bereits in kappadokien bei einer aufführung von tanzenden derwischen erlebt (LINK)! von kult oder ekstase keine spur, das war eine matte und langweilige vorstellung von irgendetwas auswendig gelerntem.
ich gehe zu fuß zum kloster, um ein wenig die stadt kennenzulernen. eine moderne geschäftsstraße ist die meiste zeit mein begleiter, nur kurz vor dem ziel gelange ich in älter wirkende straßen, die aus kleineren häusern besteht, die zum teil noch mit holz verkleidet sind. nachdem ich den vorplatz einer moschee passiere, steh ich vor dem ummauerten und eingezäunten klosterareal. schon hier macht sich bemerkbar, welche bedeutung das kloster-museum bei den gläubigen besitzt: eine schlange steht vor dem kassenhäuschen mit der versperrten drehtür. eine reihe von bussen steht hübsch aufgereit neben dem gelände und im vorhof mit der waschanlage wird geknipst, was das zeug hält.
das innere ist vollgestopft mit vitrinen und ausstellungstücken, die entlang der einen wand stehen, der menschenstrom bewegt sich entlang der gitter auf der anderen seite, hinter denen särge von mönchen und heiligtümer aufgereit sind. viele menschen beten still vor sich hin, küssen die gitter, v. a. das hinter dem der meister selbst aufgebahrt liegt. ich weiß ja nicht, was in den särgen tatsächlich steckt, die hier aufgereit sind, sie sind mit einem schweren tuch behängt und das kopfende wird von einem riesigen turban markiert. in einem weiteren raum, neben dem eigentlichen grabmal, werden wahre schätze an gewebten und geknüpften teppichen und musikinstrumenten (wichtige begleiter der sufischen tanzlehre) sowie kalligrafische meisterwerke ausgestellt. eine englische führung verrät mir einige wenige details.
das wetter wird immer lausiger, der heftige regen geht in einen schneesturm über und ich entschließe mich das hotelangebot zu nutzen und lasse die sauna extra für mich einheizen. maria hat ein paar bissen apfel gegessen, die jedoch sofort in der toilette landen, fühlt sch aber sonst ganz wohl. wir entscheiden uns in den süden zu fahren (der plan führt über den taurus nach adana), müssen wir doch in jedem fall unserem abflugsort damaskus ein stück näher kommen.

Von Konya nach Adana

märz 31, 2008, mit der bagdadbahn über den taurus




die krankheit schien fast besiegt, der komfortable hotel-aufenthalt jedenfalls beendet zu sein. wir sind noch im besitz des mietautos und weil der vermieter von der ganz netten sorte ist, gelangen wir äußerst bequem zum bahnhof: mit sack und pack werden wir dorthin chauffiert !
eine angenehme aufbruchs-stimmung macht sich dort breit, wir richten uns im warteräumchen ein, erkunden die nähere umgebung - esslokale, proviant und abfahrtszeiten müssen recherchiert werden - und harren der neuen dinge, die da auf uns zukommen, mit einer gelassenheit, die der geduld unserer mitreisenden geschuldet zu sein scheint. und schon lernt man sich kennen. das großmütterchen schickt die enkelin mit englischkenntnissen zu uns in die gegenüberliegende ecke, während ich mich auf naherkundung befinde. mit neuigkeiten zurückkomemnd, erfahre ich von der jungen türkischen bekanntschaft, die im späteren verlauf der unterhaltung klar stellt, dass die alte keineswegs ihr großmütterchen ist, sondern eine zufallsbekanntschaft, ebenfalls am bahnhof gemacht. mit der zeit wird die unterhaltung etwas angestrengter, etwas unverständlicher auch, der grund ist die verspätung unseres zuges und die ist gravierend! 3 stunden später rollt er ein und damit beginnt langsam gewiss zu werden, was mir bei der nicht ganz unangenehmen warterei gar nicht in den sinn kam - den taurus bei tag zu erleben könnte es zu spät geworden sein !
und so ist es dann auch, die ersten hügel kommen in sicht, als die sonne schon unter dem horizont verschwunden war. als wir dann zwischen den hohen bergen fahren, erkenne ich nichts als die schwärze der nacht, darin die lichterspuren der lastwagenkolonnen, die auf ihrer strecke dem pass folgen, den die eisenbahntrasse schon vor 80 jahren passierbar machte.

Unbekanntes Adana

april 01, 2008, großmoschee und basarwirrwar

adana erreichen wir gegen mitternacht, wo wir dem nächstbesten taxifahrer am bahnhofsvorplatz eine hoteladresse aus dem führer zeigen. nach kurzen aber bestimmten fahrpreis-verhandlungen - nach einer woche kannte ich zumindest die taxipreise - begutachten wir das zimmer, halten es für ausreichend und fallen in den gerechten schlaf.

adana ist bezüglich sigtseeing nicht besonders aufregend, daher gehören wir zur minderheit der kaum vorhandenen touristen. wir sind in einer normalen türkischen großstadt, mit kaum gebändigtem verkehr, vielen neubauten und der größten moschee im lande, sowie der ältesten noch benutzten brücke - angeblich weltweit sogar, immerhin aus dem 2ten jhr. n.chr. doch zuerst planen wir unsere weiterfahrt für den tag darauf. da wir den kurswagen nach aleppo nicht gebucht haben, geht es ab jetzt mit dem bus weiter. also adana busfahrgesellschaft, adana busbahnhof, von da nach iskenderun, über die syrische grenze und weiter nach aleppo, so sieht sie aus die route, die wir buchen, ca. halber tag bis aleppo, mal sehen wie die realität aussieht.
an ort und stelle gilt unsere aufmerksamkeit zu allererst ihr, der Sabancı Merkez Moschee, die 1998 eröffnete großmoschee einer fabrikantenfamilie, der Sabancı´s. tatsächlich beeindruckend sind ihre ausmaße, was höhe der minarette und durchmesser der kuppel anbelangt. der innenraum ist gewaltig, wie hier wohl eine muslimischer gottesdienst aussieht, auf christliche zuschauer wirken würde?
nach einem kurzen stück weg entlang des flusses seyhan, als wir in einem kleinen park eine kleinigkeit verspeisen, da gesellt sich ein gut englisch sprechender student zu uns. er ist kurde, wie wir später erfahren und es ist auch nichts außergewöhnliches irgendwo auf der straße, im lokal oder auf der fahrt angesprochen zu werden. die menschen sind neugierig hier und wer kein geld für auslandsfahrten besitzt, der nutzt die gelegenheit, packt sie am schopfe - in diesem falle unserem - und zeigt uns westlichen besuchern gerne ein stück türkei, um dabei vielleicht selbst etwas neues zu erfahren.
er führt uns in die stadt (obwohl ich vorhatte die alte steinbrücke zu besuchen - ich sehe sie nie mehr wieder), zeigt uns den basar und den stand seines onkels, ich weiß gar nicht mehr was er verkauft, das gedränge ist groß, wir haben bedenken, etwas kaufen zu müssen, liegen wahrscheinlich falsch damit, aber bedanken uns dann vorschnell für seine mühe und möchten gerne alleine weiterziehen, die stadt zu erkunden. er willigt ein, aber mit einem erstaunten gesicht, wie uns nicht entgeht. waren wir zu unfreundlich ? zu unflexibel, zu misstrauisch !
die weiteren stationen sind:
- ein kleines stadt?museum, es ist in einem alten gebäude untergebracht, das wie ein klappriger schuppen auf uns wirkt. nachdem der stadtbedienstete seiner informationspflicht nachkommen möchte, macht er uns mit händen und füßen darauf aufmerksam, dass wir uns in einer ehemaligen kirche befinden: der grundriss ist ein kreuz. DENN: adana liegt im gebiet des mittelaltelichen kilikien, in dem ein armenisches königreich vom 11. bis 13. jhr. bestand. dorthin flüchteten die armenier nach ihrer vertreibung durch die seldschuken, ein muslimisches turkvolk, das fast 4 jrh. vor den osmanen anatolien islamisierte ! das alte gebäude scheint ein überbleibsel ihrer vertreibung und vernichtung durch die türken im 1. weltkrieg zu sein.
- dem reiseführer folgen wir in eine moderne bar, die auch in istanbul sein könnte. laute musik zwingt uns bei der unterhaltung zu schreien, so dass ich darum bitte, diese leiser zu stellen. wir befinden uns im oberen stockwerk, waren fast alleine und essen eine kleinigkeit. anschließend werden wir in eine unterhaltung verwickelt, die ein türkischer öger-reiseführer beginnt, als er uns genau vor seinem kneipen-fenster an der ampel stehen sieht. er lädt uns ein und palavert über gott und die welt, seine welt vor allem, in der wir praktisch nicht vorkommen, außer um die eine oder andere gezielte frage zu gestellt zu bekommen, mit der er wieder in seine welt zurück verweisen kann.
- den abend schultern wir mit einem grandiosen abschiedsessen. auch eine empfehlung aus dem reiseführer, finden wir das lokal nicht auf anhieb, nur mithilfe von befragten, von denen uns einer dann aber direkt dorthin führt. mir wird ein großer berg fleisch vorgesetzt, denn ich verspeise auch die portion von maria, die sich den meze, salaten und beilagen widmet. doch das war des guten zuviel, auch für mich ! die qualität war gut, doch musste ich irgendwann einfach aufgeben, leber- und lammstücke in mich reinzustopfen. hier in adana war es üblich alkohol zum essen zu trinken, also hatte ich mein bevorzugtes efes am tisch stehen.
wir finden zurück ins hotel, schlafen gut und machen uns am nächsten morgen auf den weg nach aleppo, syrien.

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